„Alle Jahre wieder“ – eine gern bemühte Floskel, die in der Vorschau auf die Weihnachtstage trotz oder gerade wegen ihrer augenscheinlich neutralen Formulierung sowohl mit positiven Erwartungen als auch mit negativen Befürchtungen aufgeladen wird. Drei Worte, die auf der einen Seite die Geburt des Erlösers verheißen, im Weihnachtstrubel andererseits aber auch im Familienkreis für asthenische Schnappatmung sorgen können, insbesondere wenn die Verwandtschaft schon mit einem Fuß in der Tür steht. Grund genug also näher zu erörtern, wie es der KjG als „zweiten Familie“ in dem soeben geschilderten weihnachtlichen Spannungsfeld erging. Uns erwartete um den Jahreswechsel herum eine wahre Programmfülle, bei der jede Menge Organisation im Vorfeld und Ausdauer im Rahmen der Durchführung gefragt waren, um einen reibungslosen Ablauf der jeweiligen Aktionen gewährleisten zu können. „Wir machen das gerne“ lautet dabei regelmäßig die bescheidene und zugleich herzerwärmende Antwort der hartgesottenen KjG´ler, die geschafft und erledigt, aber auch glücklich und zufrieden die vergangenen Wochen vor ihrem geistigen Auge Revue passieren lassen.
Sie werden verzeihen, wenn ich als Berichterstatter an bestimmten Stellen meine ansonsten eher neutrale Beobachterrolle aufgebe und ausnahmsweise aus der Perspektive der 1. Person den angenehmen Erfahrungen nachsinne, die mein – nein unser – Weihnachten so nachhaltig geprägt haben. Das hat weniger mit krankhaft gesteigerter egozentrischer Gesinnung zu tun, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass ich der Auffassung anhänge, ein so betont emotionales Fest wie Weihnachten habe es nicht verdient, durch eine nüchterne Nacherzählung versachlicht zu werden. Jetzt im Einzelnen:
Traditionell eröffnet wurde der feierliche Reigen auch dieses Jahr mit der Waldweihnacht am 23.12., wo dem Aufruf „Ihr Kinderlein kommet“ die stolze Zahl von 27 Gruppenkindern gefolgt ist. Begleitet von einem guten Dutzend Leiter zog die ansehnliche Schar im hellen Schein der Fackeln über die leider noch nicht ganz so weihnachtlich anmutenden Felder des Jaucherts bis hin zu der Steinformation, die zwischen Böfingen und Thalfingen gelegen gemeinhin als Stonehenge bekannt ist. Nachdem sich dort alle an Punsch und Lebkuchen stärken, sowie halbwegs am Feuer wieder auftauen konnten, ging es zurück in den Laurentiussaal, wo auf die erschöpften Wanderer warme Wienerle als Belohnung warteten und die aus Kindersicht viel zu langen Adventszeit gemeinsam beendet wurde.
Besonders gefreut hat uns, dass wir einen großen Teil der Kinder und Leiter an der Weihnachtsfrühschicht am nächsten Morgen wieder gesehen haben, fällt doch die Entscheidung zwischen Bett und Frühschicht gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit oftmals zugunsten des ersteren aus. Andächtig lauschten die Teilnehmer zunächst den meditativen Worten, um im Anschluss daran individuelle, ganz persönliche Wünsche auf eine selbst gebastelte Kerze zu schreiben. Krönender Abschluss des Morgens bildete wie immer das gemeinsame Frühstück.
Für zahlreiche Leiter hielt der 24.12. zudem eine Premiere bereit: Nach der Christmette stand erstmals in der KjG eine Weihnachtshockete auf dem Programm. Still und heilig mag vielleicht das vermutlich bekannteste Weihnachtslied unseres Kulturkreises diese Nacht schildern, bei uns folgte sie eher dem „Jauchze laut Jerusalem“ aus Tochter Zion. Dennoch waren sich alle einig, dass diese neuartige Aktion auch in künftigen Jahren wiederholt werden muss, unter anderem um auch dem Umstand Rechnung zu tragen, dass beinahe alle „Auswärtigen“ über Weihnachten im Lande verweilen. Die gleichen Beweggründe sind auch für die alljährlich begangene Glühweinsession am 26. ausschlaggebend. Viele altgediente KjG´ler, die sich hauptsächlich im Förderverein der KjG Thalfingen e. V. organisieren und engagieren, nutzten auch heuer diese Gelegenheit, um sich mit Gleichgesinnten wenigstens einmal im Jahr persönlich zu treffen, die verbindenden Bande zur gemeinsamen Vergangenheit in der KjG zu pflegen und den Kontakt zu den nach wie vor dort Aktiven nicht abreißen zu lassen.
Gleich nach Jahreswechsel stand zudem die Sternsingeraktion vor der Tür, die insbesondere dieses Jahr von den Kindern, aber auch von deren Begleiter bei teils sibirischen Temperaturen und Schneestürmen körperlich alles abverlangte. Unter den geschilderten widrigen Bedingungen von Haus zu Haus zu ziehen, teilweise vergeblich anzuklopfen oder fortgeschickt zu werden, ohne zu resignieren, um so ein sichtbares Zeichen gegen Unterdrückung und Kinderarmut weltweit zu setzen, verdient allergrößten Respekt und Anerkennung! Teilweise waren sogar so viele Kinder bereit, den Segen Gottes in die Häuser der Menschen zu tragen, dass wir mit fünf Gruppen operieren konnten. Den materiellen Erlös von 5.200 Euro und den damit erzielten neuen Rekord in Thalfingen halte ich angesichts dieser Bereitschaft, aus Gründen der wohltätigen Nächstenliebe drei Tage lang Kälte und Schnee zu trotzen, für eine eher belanglose Randnotiz. Vielen Dank aber in diesem Zusammenhang nochmal an alle Spender, im Namen der Kinder zudem für die zahlreichen Süßigkeiten, die die Anstrengungen sicherlich auf ihre Art und Weise erträglicher gemacht haben!
Nach diesen Wochen würdige Abschlussworte zu finden, gestaltet sich als schwierig, da gerade auch vergangene Berichte aus der KjG an Superlativen nicht sparten. Mit kaum zu leugnender Rührung stellten wir aber wieder einmal fest, wie viel uns an unserer „zweiten Familie“ und den Kindern liegt: Vielleicht reicht der Blick in das strahlende Gesicht eines Kindes, das am Abend eines langen Sternsingertags mit einem ganzen Sack Süßigkeiten die Jugendräume verlässt, um zu wissen, dass wir Leiter einiges richtig machen, vielleicht ist es auch der Lärm und das Gewusel bei den gemeinsamen Mahlzeiten, die unverfälscht Zeugnis darüber ablegen, wie sehr die KjG vor Lebendigkeit strotzt und unsere Bemühungen, insbesondere organisatorischer Art, nicht im Sand verlaufen: Diese einfachen Dinge – und sei es bloß das laute Treiben – bekräftigen die Dynamik innerhalb unserer Gruppe, die ich für meinen Teil nicht missen will und auch nicht mehr missen kann. Die KjG ist viel mehr als nur ein Hobby; wenn wir ehrlich sind, ist sie bereits Teil unseres Selbstverständnisses geworden.
Die KjG Thalfingen kann also mit absolut positiven Erinnerungen auf eine ereignisreiche Weihnachtszeit zurückblicken. Wir danken den vielen Helfern und nochmals ganz besonders den Sternsingern, die durch ihre Schaffenskraft einen ganz individuellen Beitrag dazu geleistet haben, dass wir unser ambitioniertes Programm durchziehen konnten und nunmehr gewohnt selbstbewusst den zukünftigen Aufgaben entgegenblicken. Von Schnappatmung ist da jedenfalls keine Spur.
Voller Stolz, Teil dieser wunderbaren Truppe zu sein,
Felix M.