ein Bericht von
Nina Heinz

„Spiel des Jahres“ titelten die großen Tageszeitungen. Von einem Jahrhundertspiel war sogar teilweise die Rede. Sie wissen gar nicht, wovon ich spreche? Sie haben das Gefühl, etwas Bedeutendes verpasst zu haben? Das haben Sie auch, denn am 7.10. trat zum ersten Mal eine Mannschaft auf, die in Thalfingen bisher noch nicht in Erscheinung getreten ist: Die Atlético Bavarios Thalfingen, eine Hobbykickertruppe aus den Reihen der KjG, die sich in ihrem Premierespiel mit der Mannschaft der befreundeten KjG aus St. Franziskus in Kempten im 9 gegen 9 auf dem Normalfeld messen wollte.

Die Vorbereitungen dafür zogen sich über mehrere Wochen hin: Es galt zunächst, einen Namen und ein Wappen zu finden. Zudem wurde ein Sponsor gesucht, welcher letzten Endes in einer überregional bekannten Brauerei gefunden wurde, die die Mannschaft mit einem Startkapital von fünf Bierkästen unterstützte. Zudem erklärte sich der Trainerfuchs Sven Schneider bereit, die sportliche Leitung über die Jungs voller Tatendrang zu übernehmen.

Nach mehreren Trainingseinheiten und erfolgreichem Abschluss der Vorbereitung konnte der große Tag nun endlich kommen. Medienberichten zufolge soll der Cheftrainer Schneider sogar in einer Taktikbesprechung die Parole „Ergebnis vor Erlebnis“ ausgegeben haben. Die Marschrichtung für die Thalfinger Seite war also bereits vor der Partie klar vorgezeichnet: vor heimischer Kulisse musste ein Sieg her!

Und so begann die Begegnung mit einem Paukenschlag: Bereits in der 2. Minute wurde L. Brosch auf der linken Seite freigespielt und konnte sich im Strafraum den Ball auf seinen starken rechten Fuß legen. Durch einen technisch herausragenden Schlenzer, an dem der gegnerischer Torwart noch mit den Fingerspitzen dran war, den Einschlag im langen Eck aber nicht mehr verhindern konnte, ließ er die Thalfinger Fans am Spielfeldrand zum ersten Mal jubeln. Ein Wahnsinns-Tor!

In der Folgezeit ließen die Thalfinger mehrere Gelegenheiten liegen, die Führung schnell auszubauen. Das brachte S. Schneider fast zur Verzweiflung: „Wenn ich vorne die Tore nicht mach, bekomm ich sie eben hinten. Das hab ich meinen Spielern schon hundert Mal gesagt! Wir haben uns das Leben unnötig selbst schwer gemacht.“ resümierte ein sichtlich erschöpfter Cheftrainer nach dem Spiel.

Lange Steilpässe in den freien Raum stellten die Thalfinger Verteidigung immer wieder vor veritable Probleme. Durch eben diese Spielweise fiel auch das 1:1 in der 17. Minute: Die lange Spieleröffnung aus der Kemptner Verteidigung heraus konnte nicht verhindert werden, eine Unaufmerksamkeit in der Thalfinger Abwehr führte dann zur ersten und einzigen Riesen-Chance für die Gäste, die durch ihre einzige Spitze genutzt wurde, um den zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen. „Wir konnten die taktischen Maßgaben des Trainers nicht immer zu 100% umsetzen. Unsere Leichtsinnigkeit wurde bei dem Gegentreffer konsequent bestraft“, konstatierte M. Frank selbstkritisch nach der Partie bei SKY.

Nach dem Seitenwechsel erhöhte die Heimmannschaft wieder den Druck. Infolge einer scharfen Hereingabe über die starke linke Thalfinger Seite verpassten zunächst L. Hüls und L. Brosch den Ball, jedoch konnte die Nachwuchshoffnung F. Pokar das Spielgerät aus kurzer Distanz mit einer Grätsche über die Linie drücken und damit für erneute Jubelstürme auf der Tribüne sorgen. Auf die Frage in der Mixed Zone, wie sehr er sich über seinen ersten Treffer bei „den Großen“ freue, strich er sich gekonnt durchs Haupthaar und reagierte mannschaftsdienlich: „Wichtig ist, dass wir als Team gewonnen haben. Ich bin froh, dass der Trainer heute auf mich vertraut hat und ich einen Beitrag zum Erfolg leisten konnte.“

In der Folgezeit verflachte die Partie etwas, wenngleich sie nichts an ihrer Spannung und Brisanz verlor. Erlösung brachte schließlich ein sehenswertes Solo von F. Gulde kurz vor Schluss, der die Kemptner Hintermannschaft überlief, dabei allerdings etwas nach außen abdriftete, den Ball dann aber mit einem Heber über den herauseilenden Kemptner Schlussmann ins Tor befördern und so den Endstand von 3:1 besorgen konnte. Unmittelbar nach Abpfiff kannte dann der Jubel und die Euphorie keine Grenzen mehr!

Bedanken möchten wir uns bei unseren Fans, die bis zum Schluss für eine phänomenale Stimmung gesorgt und uns zu jeder Zeit bedingungslos unterstützt haben. Danken möchten wir auch dem SVT für die Bereitstellung der Trikots und des Platzes. Ein kameradschaftlicher Dank geht auch an unsere Kemptner Freunde, die uns ein ordentliches Stück Arbeit gekostet haben und später für eine gemeinsame Party in die KjG-Räume mitgekommen sind. Für das Rückspiel erwarten wir dann aber Gegner, keine Opfer…

Bleibt die Frage nach dem Schicksal von Cheftrainer Schneider. Auf die Frage hin, ob nach der Glanzleistung gegen Kempten andere Vereine bereits Interesse an einem Engagement angemeldet hätten, antworte er ruhig und diplomatisch in die Mikrofone: „Wir sind in einem Lernprozess. Ich habe bei den Atléticos einen Vertrag bis 2021. Und den werde ich erfüllen.“

Es spielten: C. Hüls – O. Rammensee; F. Gulde; M. Frank – F. Pokar; C. Maier; L. Hüls; L. Brosch – F. Maier (Auswechselspieler: L. Teufel; M. Bolz; M. Prokein)